PMC Twenty5 26i: Transmissionline-Standbox für 12.000 Euro (2024)

In Großbritannien gibt es viele namhafte Lautsprechermarken, von denen leider schon etliche gar nicht mehr britisch sind. Eine der löblichen Ausnahmen ist die Professional Monitor Company (PMC), die (wie das große Vorbild, der große Mitbewerber ATC) geschickt ihr Studio-Wissen auf HiFi ummünzt. Mit das beste Beispiel für diesen Wissens-Tansfer ist die PMC Twenty5 26i, die größte Standbox der Twenty5i-Serie. Sie verbindet zwei selten gewordene Techniken, die mich schon immer fasziniert haben: eine Transmissionline-Konstruktion im Bass und eine große (50 mm) Kalotte im Mitteltonbereich. Und so war ich wenig überrascht, dass die Twenty5 26i so überzeugend im Hörraum auftrat…

Sprechen wir zunächst kurz über die Transmissionline als Bass-erweiterndes Konzept. In Deutschland machte spätestens die Quadral Titan (siehe Quadral History) die Transmissionline bekannt – aber nicht unbedingt wohnraumfähig, denn die lange Schallführung einer „Line“ macht große Gehäuse unumgänglich. In der Line schwingt eine stehende Welle: je länger die Line, desto tiefer der Bass. Eigentlich lautet die Formel so: Schallgeschwindigkeit (341 Meter/Sekunde): Line-Länge = tiefste Frequenz.

Wer jetzt den Taschenrechner bemüht, stellt fest, dass man auf gut 17 Meter Länge für 20 Hertz käme. Glücklicherweise bildet sich die Grundwelle schon bei einem Viertel der Länge, weshalb Transmissionlines gern auch als Viertelwellenresonanz-Gehäuse bezeichnet werden. Um auf die oben erwähnten 20 Hertz zu kommen, müsste die Line also „nur“ 4,25 Meter lang sein. Wie aber die Line ausgeformt ist, wie sie bedämpft ist und an welcher Stelle der Bass und die Austritts-Öffnung sitzen, darüber haben sich gerade in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse ergeben.

Zum Glück. Denn die Transmissionline ist keineswegs eine Zauberkiste, sondern hat in der klassischen Ausführung durchaus Nachteile. Die Größe habe ich schon angesprochen, normalerweise sind Transmissionline-Konstruktion zudem recht leise und sie haben – besonders hässlich – meist eine durch Auslöschung erzeugte, tiefe Senke um 100 Hertz.

PMC ist ein echter Spezialist dieser Sondergehäuse: Die Briten bringen selbst in ihren Kompaktboxen noch gefaltete Transmissionlines unter. Es geht ihnen nicht nur um einen besonders tiefen, sondern auch um einen besonders klaren Bassbereich. Und man kann einiges von ihnen lernen…

Die Besonderheiten der PMC Twenty5 26i

Selbstverständlich findet sich eine Transmissionline auch in der größten der Twenty5-Modelle. Die folgende Messung zeigt den nicht unerheblichen Bass-Anteil der Transmissionline in der Twenty5 26i:

Wenn man keine Maßnahmen ergreift, spielt die Transmissionline der Twenty5 26i also locker bis 400 Hertz; da muss effektiv mit Dämmstoffen gearbeitet werden:

Wie das Bild unten zeigt, beginnt die Line hinter einer Vorkammer (in welcher der Bass sitzt), die eine gewisse Filterwirkung zu höheren Frequenzen hin bewirkt. Das ist noch relativ normal. Erstaunlich aber ist, dass der Ausgang nicht am Ende der Line, sondern stattdessen auf etwa 3/5 der Länge sitzt. So entsteht eine weitere Kammer oberhalb der Öffnung, die ihrerseits eine Grundwelle ausbildet und damit zur Linearisierung der Basswiedergabe beiträgt – siehe Schaubild.

Wie schon angedeutet, ist die PMC Twenty5 26i eine 3-Wege-Konstruktion: Ein langhubiger 17-Zentimeter Tieftöner arbeitet zusammen mit der Line, um einen besonders knackigen Bass zu erzielen. Die ungewöhnliche Kombination aus 50-Millimeter-Mitteltonkalotte und die recht kleine (19 mm) Hochtonkalotte sollen ab 400 Hertz für eine besonders luftige Wiedergabe sorgen.

Diese Luftigkeit entsteht unter anderem dann, wenn die Abstrahlung im Mittelhochtonbereich sehr breit ist. Dafür haben die Briten mit dieser ungewöhnlichen Kombination zwei eher kleineren Kalotten eine herausragende Basis gelegt.

Und beim Hochtöner stolpern wir auch über das „i“ der Serie Twenty5 26i begründet. Es handelt sich um einen neuen, verzerrungsärmeren Typ mit 19 Millimeter-Gewebekalotte und Ferrofluid-Kühlung der Schwingspule. PMC bezieht das gute Stück vom Treiber-Spezialisten SEAS. Er soll noch etwas leichtfüßiger im Hochton unterwegs sein und er erforderte auch größere Anpassung auf der Frequenzweiche.

Die Frequenzweichenplatine sitzt an einer stabilen Metallplatte, die auf der Rückseite verschraubt ist und auch dem Anschluss einen festen Halt gibt:

Vorwärts Zurück

Vorwärts Zurück

Prinzipiell macht die Twenty5 26i einen guten Eindruck: sowohl von der Stabilität des HDF-Gehäuses (das durch die eingezogenen Bretter der Line natürlich extrem stabil ist) als auch vom Finish her. Der Lack der Testlautsprecher war makellos. Ich hatte auf verschiedenen Messen die 26er auch im Furnier-Finish gesehen, auch das ist absolut vorzeigbar.

Praxis

Als erstes musste die Frage geklärt werden: Ist auch diese Transmissionline so wenig effizient wie die meisten anderen Lautsprecher dieser Gattung? Keineswegs. Das LowBeats Messlabor ermittelte erfreuliche 85 dB (2,83 Volt/Meter). Damit liegt sie durchaus auf dem Niveau vieler ähnlich großer Bassreflexboxen. Dann die zweite Frage: Wirkt sich die Transmissionline negativ auf den Impedanz/Phasengang aus? Antwort: nein. Auch diesbezüglich ist sie von einer ordentlich gemachten Bassreflexbox nicht zu unterscheiden

Impedanz und Phase verlaufen zwar etwas unruhig, sind aber eigentlich für den Verstärker unkritisch. Lediglich der recht niedrige EPDR-Wert (graue Kurve) zwischen 70 – 120 Hertz ist ein Hinweis darauf, dass der angeschlossene Amp über ein stabiles Netzteil verfügen sollte. Aber für die meisten Verstärker der Klasse ab 150 Watt /Kanal (die wir empfehlen würden) sollte das keine Probleme bereiten.

Bliebe noch die letzte Frage: Fällt auch die PMC Twenty5 26i in das sogenannte Transmissionline-Loch um 100 Hertz? Nur ein bisschen. Es gibt eine schmale Senke bei 35 Hertz und eine etwas bereitere, wenig ausgeprägte Senke im oberen Bass zwischen 90 – 180 Hertz. Für beides ist unser Ohr nicht sonderlich empfindlich. Beide Senken dürften aber für den angenehm trockenen Bassklang der Twenty5 26i mitverantwortlich sein.

Beim Maximalpegel allerdings wurde deutlich, dass wir es hier mit einem vergleichsweise kleinen Tieftöner (17 cm Korbdurchmesser) zu tun haben – der aber im Wohnraum auf eine untere Grenzfrequenz von 25 Hertz kommt. Das schaffen die allerwenigsten Standboxen dieser Größe.

Vorwärts Zurück

Vorwärts Zurück

Bei 100 dB Dauerpegel aber kam die schlanke Britin an ihre Limits. Dieser Wert liegt nur im unteren Durchschnitts-Drittel für Lautsprecher dieser Klasse; Pegel-Monster muss man halt woanders suchen. Die Reserven der PMC Twenty5 26i sind aber groß genug, dass mir zu keiner Zeit Pegelgrenzen auffielen…

Noch ein Wort zur Aufstellung: Weil die Twenty5 26i im Bass erfreulich trocken abgestimmt ist, hatten wir keine Probleme bei einer Aufstellung in Nähe der Rückwand (Abstand: 40 cm von den Anschlüssen gerechnet). Damit verbaut man sich das Wohnzimmer nicht und bekommt trotzdem einen satt-knackigen Tiefbass. Was ebenfalls auffällig war: Die 26i ist einer jener Lautsprecher, bei dem ich eine extreme Einwinkelung empfehlen würde: Also nicht klassisch den Hochtöner auf den Hörplatz ausrichten, sondern so aufstellen, dass sich die Hörachsen der Hochtöner etwa einen Meter VOR dem Hörplatz kreuzen. Das klang bei uns beeindruckend räumlich-stabil.

Hörtest

Ich habe aus meiner großen Sympathie für die Modelle von ATC ja nie ein Geheimnis gemacht. PMC ist deshalb ein so enger Mitbewerber, weil sie eine sehr ähnliche Klang-Philosophie haben: einen knackig-sauberen Bass und einen ungemein luftigen-transparenten Mittelhochtonbereich.

Und genau dafür steht auch die Twenty5 26i. Im ersten Moment wirkt sie etwas schlank, aber ungemein quirlig und feinzeichnend. Vielschichtige und auf Details getrimmte Aufnahmen wie das grandiose „Borderland“ von Anne Clarke sind wie gemalt für diesen Lautsprecher: Weil er die Harfensaiten so fein und nachvollziehbar ausschwingen lässt und weil er die akustischen Instrumente und die Stimme von Anne Clarke so wunderbar selbstverständlich und zum Anfassen plastisch in den Raum stellt.

Was aber den Klang der PMC so außergewöhnlich macht, ist dieser federnde, gleichwohl sehr tiefe Bass, der auch große Kodo-Trommeln oder große Orchester (wie die Wiener Symphoniker) absolut glaubhaft wiedergibt – und das bei ja recht bescheidenen Abmessungen.

Während die PMC zu Besuch bei LowBeats war, residierte auch die dänische Perlisten S5t im Hörraum. Die Perlisten ist ein Paradebeispiel an dynamischer Präzision – weshalb sie auch im Heimkino so viel Spaß macht. Ihrer Griffigkeit in den Mitten hatte auch die PMC nicht allzu viel entgegenzusetzen. Doch die Britin spielte einfach lockerer, feiner, mit etwas mehr „Luft“ zwischen den Tönen. Die Perlisten bot auch im Bass eine enorme Schubkraft, die die PMC in dieser Form nicht leisten kann. Dafür aber reicht ihr Bass nicht nur gefühlt eine Oktave tiefer. Was sie im Subbass aus dem Hans-Zimmer-Soundtrack zu Fluch der Karibik („Wheel Of Fortune“) macht, habe ich in dieser Preis- und Größenklasse nur ganz selten gehört – ein herrlich grummelndes Erlebnis, das die Bühne noch einmal mehrere Meter tiefer werden lässt. Großartig!

Fazit PMC Twenty5 26i

Anders als viele andere Transmissionline-Konstruktionen ist die 26i erfreulich wirkungsgradstark. Und da sie auch bei den anderen elektrischen Parametern nur wenig anspruchsvoll ist, passen eigentlich alle Verstärker, die etwa 100 Watt pro Kanal leisten. Damit hat man eine erfreulich große Auswahl – und kann dann diesen wunderbar locker-luftigen PMC-Sound genießen. Neben der großen Transparenz sind sicherlich die großartige Abbildungsstabilität und dieser genial trocken-tiefe Bass ein echtes Pfund der schlanken PMC. Ich hatte aufgrund der Transmissionline-Konstruktion und der besonderen Mittelton-Bestückung hohe Erwartungen an die PMC 26i. Sie hat alle erfüllt.

PMC Twenty5 26i
2023/11
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Knackig-sauberer, sehr luftiger Klang
Tolle Abbildung und Tiefenstaffelung
Erstaunlich tiefer Bass aus wenig Gehäuse
Verstärker-unkritisch

Vertrieb:
Besser Distribution
Daimlerstr.8
76316 Malsch
www.besserdistribution.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
PMC Twenty5 26i: 12.000 Euro

Technische Daten

PMC Twenty5 26i
Konzept:3-Wege Standbox, Transmissionline
Bestückung:
TT = 17 cm, MT = 50 mm Kalotte, HT = 19 mm Kalotte
Übergangsfrequenzen:400 und 4.000 Hertz
Wirkungsgrad (@2,83 V/1m ):85 dB
Nennimpedanz:4,7 Ohm
Maximaler Schalldruck (Dauer/kurzfristig):100/112 Dezibel
Minimale Leistung für Max.-Pegel (Dauer):>120 Watt (4 Ohm)
Farben:Walnut, Diamond Black, Oak, White Silk
Abmessungen (B x H x T):19,2 x 106,0 x 43,9 cm (ohne Fuss und Spikes)
Gewicht:

25,2 Kilogramm

Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Standbox Perlisten S5t: der ideale Spagat zwischen HiFi- und AV

PMC Twenty5 26i: Transmissionline-Standbox für 12.000 Euro (2024)
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